VIA EGNATIA

Auf den Spuren der antiken Via EgnatiaWeltkulturerbe: Ohrid (Lychnidos, Lihnid)

Zurück in Struga folgt man dem Seeufer und erreicht nach 14 Kilometern das von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte Städtchen Ohrid, dessen malerische Altstadt sich oberhalb des kleinen Hafens auf einem Doppelhügel ausbreitet. Ohrid ist touristisch bestens erschlossen, viele Cafés und Restaurants säumen die Uferpromenade. Von der „New York Times“ wurde Ohrid zu einem der schönsten Urlaubsziele des Jahres 2010 erkoren. Die Region um Ohrid zeichnet sich durch ihren Kirchenreichtum aus, es ist die Rede von 365 Kirchen.

In Ohrid entwickelte sich nachweislich bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. eine Hochkultur, bevor der Ort, der zuerst Lychnidos und anschließend Lihnid hieß, im 2. Jahrhundert v. Chr. römisch und zu einer bedeutenden Station an der Via Egnatia wurde. In byzantinischer Zeit wurde der nun in Ohrid unbenannte Ort zum wichtigsten episkopalen Zentrum in Mazedonien, ausgelöst vor allem durch das Wirken Kliments, eines Missionars, der 885 in die Stadt kam und dort als Bischof die erste slawische Hochschule gründete. Unter den Osmanen blieb Ohrid zunächst Bischofssitz, bis dieser auf griechisches Drängen nach Durrës in Albanien verlegt wurde und sich auch um den Ohrid-See die griechische Orthodoxie durchsetzte. Erst im Jahre 1967 erhielt die makedonisch-orthodoxe Kirche wieder ihre Unabhängigkeit.

Besonders sehenswert: Die besondere Attraktion von Ohrid sind seine Kirchen. Eine der bedeutendsten, die Kathedrale Sveta Sofija (1) mit gut erhaltenen Fresken aus dem 11. Jahrhundert, findet sich inmitten der Altstadt und war einst Bischofssitz. An die Kirche aus dem 11. Jahrhundert wurde 1314 ein doppelstöckiger, arkadenartiger Narthex angebaut.

Folgt man den Gassen der Altstadt weiter nach oben auf einen Hügel, erreicht man die Kirche Sveta Bogorodica Pervilepta (2) mit kunstvollen Fresken aus dem 13. Jahrhundert, also aus einer Zeit, in der die byzantinische Kunst eine Blüte entwickelte, die sich vor allem in der Individualisierung der dargestellten Personen und einer starken Räumlichkeit ausdrückt.

Neben der Kirche Sveta Bogorodica Pervilepta ist in einem Gebäude eine sehenswerte Ikonensammlung (3) mit Werken aus dem 11. bis 19. Jahrhundert untergebracht. Nicht weit davon entfernt befindet sich die Kirche Sveni Dimitri (4).

Ganz oben auf dem Hügel der Stadt wurde im Jahre 2002 auf den Fundamenten der alten Kirche aus dem 9. Jahrhundert die Kirche Sveti Kliment im byzantinischen Stil neu erbaut; die Kirche  beherbergt das Grab von Bischof Kliment. Daneben finden sich unter einer Überdachung die Überreste der Basilika von Plaošnik (5) mit wunderbaren Bodenmosaiken aus dem 5. Jahrhundert und den Resten einer Taufkapelle.

Oberhalb der Altstadt liegt die ursprünglich römische Festung (7), die im 10. Jahrhundert unter Zar Samuil ausgebaut und um eine Stadtmauer erweitert wurde. Nicht weit davon entfernt befindet sich das römische Theater (8) aus dem 3. Jahrhundert v. Chr.

Auf dem Weg durch die Altstadt sei das Augenmerk auf die wunderbare osmanische Stadtarchitektur gerichtet. In einem der Häuser aus dem 19. Jahrhundert ist das Stadtmuseum untergebracht, schon allein sehenswert wegen seiner Innenarchitektur. Das Museum selbst beherbergt vor allem archäologische Funde, unter anderem einen Meilenstein von der Via Egnatia aus dem 2. Jahrhundert mit der in Griechisch und Latein verfassten Inschrift: „8 Meilen bis Lychnidos“. Übrigens sieht sich dieses Museum in der Nachfolge eines der ältesten Museen Europas, das hier im Jahre 1516 gegründete Erzbischöfliche Museum, dessen wertvolle Exponate erst 1916 von Ohrid nach Sofia verbracht wurden.

Verlässt man die Altstadt durch das obere Tor der Stadtmauer, führt der Weg auf der hinteren Hügelseite bergab zum ehemaligen Bazar (12) des türkischen Viertels und auf einen Platz mit einer fast 1000-jährigen Platane (10), in deren Nähe sich die Ali-Pascha-Moschee (11) und der türkische Uhrturm (9) befinden.

Keinesfalls versäumen sollte man einen Spaziergang zu dem malerisch auf einem Felsen über dem Ohrid-See erbauten Kirchlein Sveti Jovan Bogoslov Kaneo (13) mit Fresken aus dem 13. Jahrhundert.

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